Die Dämmerung der Kalender: Die Suche nach den himmlischen Rhythmen
Die fundamentalen Rhythmen: Der Tanz von Mond und Sonne
Am Anfang kann man annehmen, dass die Menschheit die Zeit nicht „erfunden“ hat, sondern vielmehr gelernt hat, ihre Rhythmen zu beobachten. Ein großer Teil dieses alten Wissens ist verloren gegangen, was uns heute dazu zwingt, eine geheimnisvolle Geschichte zu rekonstruieren. Zwei große kosmische Metronome scheinen die ersten Zivilisationen geleitet zu haben:
- Der lunare Rhythmus: Der wandelbarste und sichtbarste Himmelskörper, der Mond, bot zweifellos den zugänglichsten Rhythmus. Sein Zyklus der Verwandlung, von einer schmalen Sichel zu seiner Fülle und dann zu seinem Verschwinden, bot ein greifbares und leicht zählbares Maß von etwa 29 bis 30 Tagen. Man kann sich vorstellen, dass diese vorhersagbare Wiederkehr, die die Gezeiten, die Jagd oder die Lebenszyklen zu rhythmisieren schien, der erste „Monat“ war. Es war der Kalender der Intuition.
- Der solare Rhythmus: Die Sonne wiederum rhythmisierte Tag und Nacht. Ihr jährlicher Zyklus, der viel länger war, war subtiler zu entschlüsseln. Woher wusste man, wann der Jahreszeitenzyklus vollständig war? Die Alten schafften dies wahrscheinlich, indem sie die Sternbilder beobachteten, die kurz vor der Sonne aufgingen, oder indem sie die äußersten Punkte ihres Aufgangs am Horizont bestimmten, um die Sonnenwenden zu ermitteln.
Die ersten Systeme: Die Abschrift des Himmels
Die große Frage für diese Zivilisationen war, wie diese beiden Rhythmen miteinander verbunden waren. Ihre Kalender waren keine willkürlichen Erfindungen, sondern Versuche, diesen doppelten himmlischen Puls in die menschliche Sprache zu übertragen.
- Der ägyptische Kalender: Der Vorrang des Solaren
Die Ägypter, deren Überleben von der jährlichen Nilschwemme abhing, bevorzugten sehr früh einen solaren Kalender. Sie hatten bemerkt, dass dieses lebenswichtige Ereignis mit dem Aufgang des Sterns Sirius zusammenfiel. Ihr System von großer Einfachheit (12 Monate zu 30 Tagen + 5 Festtage) war ein Versuch, diesem solaren Rhythmus zu folgen, wenn auch unvollkommen, da es sich langsam von den Jahreszeiten entfernte. - Der mesopotamische Kalender: Die Anerkennung des doppelten Rhythmus
In Mesopotamien versuchten die großen Himmelsbeobachter, die Dualität von Mond und Sonne widerzuspiegeln. Sie haben kein „Problem korrigiert“, sondern eine natürliche Tatsache transkribiert: Ein Sonnenjahr enthält entweder 12 oder 13 Mondzyklen. Ihr lunisolarer Kalender folgte den Mondmonaten und fügte einfach einen 13. Mondzyklus hinzu, wenn die Natur ihn vorgab. Ihr Genie bestand darin, diese Beobachtung in ein vorhersagendes System umzuwandeln, insbesondere mit dem metonischen Zyklus von 19 Jahren, der es ihnen ermöglichte, im Voraus zu wissen, welche Jahre „lang“ sein würden (13 Monde). - Das chinesische Wissen: Die doppelte Erkenntnis bewahrt
Asien, und insbesondere China, stellt einen faszinierenden Fall dar, da es eine sehr klare Unterscheidung zwischen den beiden Zyklen bewahrt zu haben scheint, ein Beweis für sehr fortgeschrittenes Wissen: einen Mondkalender für traditionelle Feste und einen Sonnenkalender für die Astrologie, der es ermöglichte, die Erinnerung an das Jahreszeichen zu bewahren. Dieser Begriff des Jahreszeichens ist ein Rätsel. Hat der Westen ihn vergessen oder nie gekannt? Diese Frage ist wesentlich, da sie nahelegt, dass das astronomische und astrologische Wissen der alten Völker, insbesondere in Mesopotamien, von wo der Westen einen großen Teil seines Wissens geerbt hat, vielleicht bereits unvollständig war.
Der Übergang nach Rom
Als Rom aufstieg, war die Welt ein Gewirr komplexer Systeme, die alle aus einer tiefen Beobachtung des Himmels entstanden waren, sich aber unterschiedlich entwickelt hatten. Der frühe römische Kalender war selbst ein chaotisch gewordenes lunisolares System. Es war dieses Bedürfnis nach Vereinheitlichung und Vereinfachung, das den Weg für die radikale Reform von Julius Cäsar ebnete, der eine rein solare Sichtweise durchsetzte und damit einen entscheidenden Bruch mit den Traditionen markierte, die versuchten, die beiden großen Himmelskörper zu ehren.